Abergläubische Angler…

Wie in vielen anderen Interessensgemeinschaften, gibt es auch unter den Anglern unterschiedliche Meinungen dazu, ob ein Erfolg beim Fischfang grundsätzlich planbar ist. Beobachtet man die Szene etwas, dann könnte man den Eindruck erhalten, dass es durchaus möglich ist. Angelprofis die offensichtlich keinen Tag ohne Fisch am Wasser erleben, festigen fast täglich diesen Eindruck mit beeindruckenden Bildern von fantastischen Fängen.

Für Gelegenheitsangler wie mich gibt es aber zum Glück zahlreiche Angelmythen, denen man sich bedienen kann, um Erfolg oder Misserfolg am Wasser zu begründen:

Mythos 1 – Der Einsteiger fängt immer den größten Fisch

Ist man gemeinsam mit einem Angeleinsteiger auf einer Angeltour, dann kann man getrost davon ausgehen, den Fisch seines Lebens zu Gesicht zu bekommen. Ein unvergessenes Erlebnis, allerdings zumeist für den Angelneuling. Man selbst übernimmt auf derartigen Touren eher die Rolle desjenigen, der den Fisch keschert und zusammen mit dem Fänger fotografiert.  Anfangs wollte ich diese Geschichten von unbedarften Angelfreunden nicht glauben, bis ich selbst dem Ersten beim Einfangen der größten Meerforelle behilflich sein durfte, die ich bisher an einem Haken gesehen habe. Mittlerweilen wundert es mich nicht mehr, wenn jemand neben mir im Boot mit völlig unpassenden Ködern und zusammengewürfelter Ausrüstung die größten Fische fängt.

Auch der wird irgendwann mal mit einem Angelanfänger unterwegs sein und staunen.

Was mich allerdings etwas ärgert ist der Zustand, dass ich offensichtlich selbst diesen Status noch nie besaß…

 

Mythos 2 – Den „toten Vogel“ in der Tasche haben

Ist man alleine unterwegs und fängt mal keinen Fisch, dann hat das den Vorteil, dass man immer davon ausgehen kann, das die Fische heute einfach nicht beißen wollten. Ist man allerdings in der Gruppe unterwegs kann das schon dramatischere Auswirkungen annehmen. Quasi die Höchststrafe für jeden Angler, man angelt zu dritt auf einem Boot, alle fangen, nur man selbst nicht. Verzweifelt wechselt man Köder um Köder. Es wird auf einen anderen Zielfisch umgestiegen. Alles ohne Erfolg. Alle paar Minuten wird man darum gebeten die Fänge der Mitreisenden zu fotografieren. In diesem Moment fängt man an zu suchen. Nach dem „toten Vogel“, den man irgendwie untergeschoben bekommen haben muss. Und der jetzt dafür sorgt, dass alle Köder die man anfasst einen unangenehmen Geruch annehmen der die Fische im Wasser anwidert.

Eine andere Erklärung kann es in dieser Situation nicht geben.

Neben diesem nicht wahrnehmbaren Geruch wird man auch noch zum Opfer tröstender Sprüche der Angelfreunde: „…werfe doch mal auf meine Seite, da klappt es sicher…“, „…nimm doch mal meinen Köder, mit dem habe ich schon drei gefangen…“, „…schau, ich mach das so hier…“. Ich kann es mir bis heute nicht wirklich erklären, wie man als Angler zu einem dermaßen üblen „Geschenk“ kommt. Ich kann nur sagen, dass es auch nichts nützt sich die Taschen zu zuhalten bevor man ans Wasser geht. Irgendwann hat min ihn plötzlich wieder drin…

 

 

Mythos 3 – Der Erste-Wurf-Fisch

Kommt man nicht so oft in die Gelegenheit, seine Zeit mit Angeln am Wasser zu verbringen, dann sind im Vorfeld eines solchen Ausfluges die Erwartungen oft besonders groß, einen Fisch zu fangen. Aber nicht das Sie jetzt denken, fängt man dann gleich beim ersten Wurf einen Fisch, sei die Freude groß. Nein, der erfahrene Angler scheut nichts mehr als den Erste-Wurf-Fisch. Ähnlich wie im Fußball, wo ein frühes Tor nicht unbedingt den Sieg bedeuten muss. Es gibt Sprüche, die sich dem Ersten-Wurf-Fisch annehmen, wie z.B.: „Fängst Du als Erstes einen Barsch, ist der Angeltag im A….“.

Ein Hecht als Erste-Wurf-Fisch führt in 98% aller Angelausflüge dazu, dass es auch der letzte bleibt, den der Angler zu Gesicht bekommt.

Es gibt Gewässer an denen ich das Angeln nach dem ersten frühen Fang einstelle. Meine, ich gebe zu eingeschränkten, empirischen Beobachtungen zeigten jedoch, dass ich dort entweder gleich beim ersten Wurf oder überhaupt nichts fange, egal wie lange ich es versuche…

 

Mythos 4 – Ohne Glücksmütze läuft nichts

Sie ist vielleicht der wichtigste Ausrüstungsgegenstand beim Angeln, die Glücksmütze. Sie eint alle Angler, egal welcher gesellschaftlichen Schicht sie angehören, welchem Zielfisch sie nachstellen, ob Profi oder Gelegenheitsangler. Oft ist sie als Mütze kaum noch zu erkennen. Allein der Fakt, dass sich etwas Stoff auf dem Kopf des Anglers befindet, lässt vermuten, dass er sie trägt, bis sie nichts mehr zusammenhält. Ich selbst bin schon nach einer Stunde Autofahrt zurück gefahren, weil ich sie vergessen hatte. Ohne Glücksmütze ans Wasser, unvorstellbar. Vergleichbar, als führe man ohne Angeln ans Wasser.

Es gibt dafür eine einfache Formel: Keine Glücksmütze=kein Fisch!

Die Herausforderung ist allerdings in den unterschiedlichen Jahreszeiten „funktionierende“ Glückmützen zu besitzen. Trägt man z.B. im Sommer eher ein Basecap dann gilt es im Winter eine Strickmütze mit ähnlichen Eigenschaften „einzuangeln“. Dabei sollte man nicht davon ausgehen, dass man einfach eine Strickmütze über eine Sommer-Glücksmütze ziehen kann und damit die Eigenschaften einfach so überträgt. Im Idealfall hat man als Angler also eine Sommer- und Winter-Glücksmütze. Schlimm sind dann allerdings die Phasen, wenn es dann doch mal zum Austausch kommt. Das kann wirklich schrecklich werden. Bei mir allerdings noch eine ganze Weile hin….

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert