Jeder will Zielfischangler sein!

Mit dem Zielfischangler möchte ich ein Phänomen beschreiben, dass dem Angelsport seinen sozialisierenden Anstrich verleiht. Irgendwann im Laufe eines Lebens als Angler hat man die Aufgabe sich einer Fischart zu zuordnen. Wenn man nicht als „farbloser“ Allrounder enden möchte, also jemand der keinen klaren Zielfisch hat, muss man sich entscheiden, zu welcher Gruppe Zielfischangler man gehören möchte. Das setzt natürlich voraus, dass man mal alle Angelarten ausprobiert haben muss.

Dieser Prozess beginnt in der Jugend (in Deutschland gibt es natürlich Altersbeschränkungen beim Angeln!) und orientiert sich dann meist an den Vorlieben des erwachsenen Elternteils, das einen an das Angeln heranführt. Ich betone hier ELTERNTEIL weil es auch durchaus auch Mütter gibt, die ihren Nachwuchs zum Angeln bringen. Ich kenne einige Angler und deren Mütter! Also, jeder der nicht angelt fragt sich jetzt sicher, wie geht das, sich für einen Fisch entscheiden? Die sieht man doch gar nicht im Wasser?!?  Also weiß ich doch auch nicht ob die Fische, die ich angeln will, auch in dem Gewässer sind in dem ich angeln möchte. Und warum muss ich mal Zielfischangler werden? (erklärt hat mir das auch nie jemand, aber ich bin auch Zielfischangler geworden)

Ich versuche den Begriff Zielfisch jetzt erst einmal zu erklären.

Eine mögliche Definition: Der Zielfisch ist der Fisch, dem ich den Hauptteil meiner Zeit am Wasser widmen möchte!

Der Fisch, den ich auf alle Fälle fangen möchte. Und das am Besten in überproportionalen Größen, den sogenannten Endfisch. Und da wird es jetzt etwas kompliziert. Den Endfisch, also den größten je fangbaren Fisch seiner Gattung, kann ich natürlich auch als Zielfischangler in jeder beliebigen Fischart fangen. Der Endfisch sticht quasi alles andere, daher auch manchmal Jokerfisch genannt (Endfisch hört sich aber irgendwie martialischer an, endgültiger, uneinholbarer). Ein Endfisch in der Zielfischart macht allerdings jeden Zielfischangler zum Hero all ever! Der Grund überhaupt stundenlang am Wasser auszuharren. Um es schon mal vorweg zu nehmen, beides zu erreichen, also Endfisch oder Ziel-End-Fisch ist und bleibt meistenteils Glück. Was gestandene Angler sicher in Frage stellen werden, aber das ist eben meine Meinung.

Aus meiner Sicht also gibt es einen weiteren Grund dafür warum man Zielfischangler wird:Gruppe

Der Mensch ist ein soziales Wesen und möchte immer irgendwo zugehören!

So gibt es da die Gruppe der Friedfischangler, die Welsangler, die Karpfenangler (auch Karpfis genannt), die Spinnangler oder auch Raubfischangler genannt, mit den Untergruppen Lachs-, Zander-, Hecht- und Barschjäger und die Fliegenfischer. Letztere aus alter Tradition heraus eine eher elitäre Gruppe der Zielfischangler. Darüber hinaus gibt es noch die Gruppe der Meeresangler, zu denen natürlich auch die Spinnangler und Fliegenfischer gehören, wenn sie z.B. Meerforellen in der Ostsee beangeln.

Ich bin ein Spinnangler. Also Raubfischangler aus der Untergruppe Zanderjäger. Obwohl ich mehr Hechte fange als Zander, treibt es mich immer wieder hinaus um endlich mal mehr Zander als Hechte zu fangen. Leider sterben die in den Gewässern rund um meinen Heimatort immer mehr aus. Aber ich bleibe dabei und fahre dorthin wo ich den Zander fangen kann. So! Zum Zielfischangler wird man, wenn man anfängt seine gesamte Ausrüstung, vor allem aber die Köder auf seinen Zielfisch hin auszurichten. Welche die richtigen Köder sind, sagen mir die Hersteller, die mir mit den Köderbezeichnungen die entscheidenen Hinweise dazu geben. Auch wenn ich wie gesagt meist nur Hechte fange, habe ich fast ausschließlich „Zanderköder“ in meinen Köderkisten??!! Aber das macht eben einen gestandenen Zielfischangler aus. Er lässt sich nicht abbringen.

Die Sozialisierung der Zielfischangler in ihren Gruppen dient natürlich auch dem Erfahrungsaustausch, dem fachsimpeln, dem Nutzen gemeinsamer Ressourcen (z.B. jeder lässt mal die Kiste Bier springen) und sicher auch dem Messen, wie weit man denn nun schon dem Endfisch gekommen ist. Wie bei der Einteilung der Gruppen vielleicht schon deutlich geworden ist, wird man zum Zielfischangler in erster Linie durch die Entscheidung welchen Fisch man nachstellen möchte, aber auch dadurch, wie man das anstellt, also welches Gerät und Köder man dafür verwendet. Für Nichtangler wird es nun aber etwas zu komplex. Deshalb möchte ich das einfachste Unterscheidungsmerkmal heranziehen, die typische Physis der Zielfischangler.

Mit Zielfischanglern ist das wie mit Hundebesitzern. Hund und Herrchen gleichen sich irgendwie immer etwas, sagt man. Ich habe beobachtet, dass Zielfisch und Zielfischangler auch gewisse Parallelen aufweisen. Kurz erklärt am Unterschied zwischen Welsanglern und Fliegenfischern.Diese Gruppen weisen meines Erachtens die markantesten Erkennungsmerkmale auf.

Dazu muss man wissen, dass sich der Wels am liebsten am schlammigen Grund trüber Flüsse aufhält und durch seinen enormen Hunger gewaltige U-PoseUmfänge annehmen kann. Mit bis zu 3m Länge ist er auch einer der größten Fische die man in Binnengewässern fangen kann. Und wer 3m lang ist, ist auch entsprechend schwer. Das Aussehen der Welse ist sehr auf ihre schlammige Umgebung angepasst, fleckig, dunkel und auch etwas urzeitlich. Der Welsangler liebt es sehr nah am Aufenthaltsort seines Zielfisches zu bleiben. Daher harrt er auch auf seiner Ansitzliege am Ufer aus, und ernährt sich dabei von Chips und viel Bier bis sein Liebling den Köder nimmt. Dem Wels selbst werden Kilo schwere Tauwurmbündel, kleinere Welse oder gerne auch mal Kaninchen als Köder an den Haken gehängt. Das Angelgerät ist entsprechend dimensioniert und gleicht eher Minikranen die mit Bojen bestückt werden, für die auch schon mal ein Handball herhalten muss.

Selbstgebauter KöderDie Fliegenfischer sind eher Angler mit ausgesprochen ästhetischem Sinn für das Feine und Filigrane. Die Köder imitieren natürliche Köder von Forellen und Flusslachsen, der Zielfischart von Fliegenfischern. Diese Köder nennt man Fliegen, die Hauptnahrung ihrer Zielfische. Forellen und Flusslachse findet man ausschließlich in klaren, ultra sauberen und schnell fließenden Gebirgsflüssen und Bächen. Die Köderfliegen werden meist selbst gebunden, was natürlich nicht sehr einfach ist, weil die gebundenen Fliegen auch nicht größer als die Originale sind. Auch die Ausrüstung orientiert sich an dieser Mikorangelei. Feinste Gerten als Angelruten mit leichten Rollen. Der Fliegenfischer ist auch auf der Suche nach dem Fisch, was ihn also ständig in Bewegung hält. Mit einer speziellen wasserdichten Hose steht er auch schon mal bis zum Bauchnabel im kalten Bergfluss und versucht sich an die Zielfische heranzupirschen. Wie also ein typischer Welsangler und ein Fliegenfischer so aussehen überlasse ich nun ihrer Phantasie. Als Raubfischangler ordne ich mich irgendwo dazwischen ein……

2 Kommentare zu “Jeder will Zielfischangler sein!”

  • Die Zielfischarten von Fliegenfischern sind durchaus weiter gefächert als oben beschrieben! Denke da nur an die Hechtfischerei mit der Fliege. Da ist nichts mehr fein und filigran, schon gar nicht eine 10er Rute mit entsprechend schwerer Leine! An deren Ende hängt ein Riesenbündel aus Haaren, Federn und Glitzerfäden, meist unwerfbar, aber fängig auf Hecht…! TL!

    • Einigen wir uns vielleicht darauf: Zielfisch ist der Fisch, der mir den Impuls gegeben hat, einfach mal wieder draußen zu sein, ans Wasser zu gehen und ihn (d.R. vom Zielfisch) an den Haken zu bekommen…..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert