Rauszeit lesen…

Erlebnisse sammeln ist mein Antrieb für Rauszeiten und Mikroabenteuer. Ab und zu interessiert es mich allerdings auch, was andere dabei erleben, wenn sie die Natur entdecken. Genau wie ich auf Köderführung.de darüber schreibe und hoffe damit andere zu begeistern, durchforste ich die Communinty Outdoor begeisterter Menschen nach Berichten und ihren Geschichten.

Dabei stieß ich auf zwei interessante Magazine, die erst seit kurzem regelmäßig  in den Zeitungskiosken ausliegen.

Seit 2015 erscheint zweimal im Jahr das Outdoor Magazin „Walden“. Benannt nach dem Buch des ersten bekannten Aussteigers H.D. Thoreau. Dem vor allem urban lebenden Mann werden darin  die Möglichkeiten aufgezeigt, wie er seine Freizeit mit und in der Natur gestalten kann. Ganz im Sinne Thoreaus, der in seinem 1845 erschienenen Buch davon berichtet, wie er über ein Jahr in einer selbst gebauten Hütte am Walden See lebte.

So werden in jedem Heft Bauanleitungen gegeben, die dem Schwerpunkt der Ausgabe entsprechen.

Einfache Dinge, einfach gebaut...
Einfache Dinge, einfach gebaut…

Es wurde gezeigt, wie Mann sich eine Hütte bauen kann, um wie Thoreau im Wald leben zu können. Dazu gab es Geschichten von Kumpels Gruppen, die sich einmal im Jahr zum Biwak im Wald treffen und Erzählungen über amerikanische Trapper und Fallensteller. Ein anderes Mal ging es um die Möglichkeiten, seine Freizeit am Wasser zu verbringen. Zwei Männer stellten ihre Flussreise auf einem SUP vor. Im Selbstversuch stellten zwei Redakteure dann ein entsprechendes Paddel selbst her. Für mich besonders interessant war in diesem Heft der Artikel eines Fliegenfischers, der sehr emotional darüber schrieb, was die Faszination dieses Hobbys für ihn ausmacht. Der Ansatz, Inspirationen zu bieten, wie man dem Alltag für einen kurzen Moment entfliehen kann, steckte auch in der Erzählung eines Mannes, der seinen Urlaub dafür nutzte, seine erste Meerforelle fangen zu wollen. Diese Geschichte hatte auch Berührungspunkte zu meinem Leben. Davon aber später mehr.

Der bislang für mich interessanteste Heft Schwerpunkt beschäftigte sich mit den Möglichkeiten Mikroabenteuer in seine Freizeit zu integrieren. Über mehrere Seiten wurden wunderbare Inspirationen gegeben, wie man vor der eigenen Haustür, ohne großen Aufwand, Neues entdecken und wunderbare Erlebnisse sammeln kann. Spannende Erfahrungsberichte, meist mittel alter Männer, die sonst mit beiden Beinen fest im Leben stehen, konnte man bei Ihren „Ausbrüchen“ begleiten. Wirklich sehr authentisch.

In der bisher letzten Ausgabe wurden eine Reihe von Wandertouren in Deutschland vorgestellt. Um diese Reiseberichte herum wurden Artikel platziert, die diesen Heftschwerpunkt stützen. Wie sind die verschiedenen Arten von Wanderschuhen aufgebaut. Was muss man vorbereiten, um ein ganzes Wildschwein über offenem Feuer zu grillen.

Auf jeder Rauszeit dabei...
Auf jeder Rauszeit dabei…

Gruselig spannend die Schilderungen über die Phasen des Erfrierungstodes, beschrieben am Beispiel des tragischen Schicksals der Südpol Expedition von Robert Scott und seinen Begleitern. Geschrieben aus der Perspektive der Betroffenen, durchfuhr mich beim Lesen eine eisige Kälte.

Das Heft scheint nicht nur mich begeistert zu haben, da die Macher ankündigten, dass es ab dem kommenden Jahr wohl viermal jährlich erscheinen soll.

Aus meiner Sicht als leidenschaftlicher Angler, zieht mich das auch seit 2015 erscheinende Angelmagazin „Am Haken“ alle zwei Monate in seinen Bann. Die Inhalte, ausgerichtet an dem Claim „einfach angeln“ unterscheiden sich deutlich von denen traditioneller Angelmagazine. „Am Haken“ spricht vor allem die Angler an, die nach ihrer „Lebens-Angel-Pause“ wieder einsteigen wollen oder das Hobby erst neu für sich entdeckt haben. Wenig Werbung herkömmlicher Angelausrüster und spektakulär einfache Fotos von kleinen Fischen, machen mir das Heft sehr sympathisch. Die Artikel beleuchten die Erlebnisse des Anglers aus verschiedenen Perspektiven. Regelmäßig erscheinen sehr emotional verfasste Berichte über Angelgewässer. Dabei stehen weniger die Beschreibungen der Hot Spots und dem Potenzial an großen Fischen im Vordergrund. Vielmehr beschreiben die Autoren Ihre Gefühle und Gedanken die sie während der beschriebenen Erlebnisse bewegen. Beschreibungen von Angeltechniken und Ausrüstung folgen der Philosophie „keep it simple“. Das Angeln mit Naturködern, Brotflocken und Widerhaken losen Haken stehen im Vordergrund, eben „einfach angeln“. Der „Wiedereinsteiger“ fühlt sich sofort an seine Kindheit und Jugend erinnert, als er mit Freunden, dem Vater oder einem anderen Erwachsenen erst im Garten Würmer suchte, mit denen dann später am Wasser Barsche und Rotfedern „gezuppelt“ wurden.

Einfach angeln gehen...
Einfach angeln gehen…
Einfach was mitnehmen...
Einfach was mitnehmen…

 

Der Anfänger wird nicht mit Erlebnisberichten von Team Anglern oder Angel Profis bepflastert, die mit Hightech Ausrüstung, Unterwasserkameras  und HD Aufnahmen eine Fang Garantie für jeden Ausflug vorstellen. Vielmehr berichten Freunde der Redakteure, Hobby Autoren und auch Angel Anfänger was sie erleben, wenn sie am Wasser unterwegs sind. Ich berichtete z.B. einmal darüber, wie ich fünf Jahre lang keine Meerforelle gefangen habe, oder was für mich die Faszination der Landschaft entlang der Elbe ausmacht. Ersterer Bericht wurde unter anderem auch in einer Reiseerzählung in „Walden“ zitiert, in der ein Mikroabenteurer sie als Motivation für den eigenen Ausflug ans Wasser verstand. Ungeplantes „cross writing“, was mich allerdings etwas stolz machte. „Am Haken“ ist einfach anders als die anderen und bleibt es hoffentlich auch weiterhin.

Was beide Medien verbindet ist der Zeitgeist. Der Drang auszusteigen, aus der Dynamik des Alltages auszubrechen. Der Wunsch vor allem bei Männern, das Ursprüngliche am Leben neu zu entdecken, kommt in beiden Heften zum Tragen. Der urbane Mann zwischen Mitte 30 und Ende 40, gefangen in den Zwängen zwischen Beruf und Alltag findet Anregungen seine Sehnsüchte und Träume zu leben. Alleine oder mit Freunden, egal ob Hipster oder Familienvater. Ehrlich, authentisch und ohne „Hochglanz Schnörkel“. Ich finde, einfach Klasse, #einfachangeln, #dienaturwilldichzurück, #machen, #doit….

 

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