Von Wetter App´s und Sehnsüchten…

Stellt Euch vor, ihr seht ein Bild von einer schönen Insel im Meer und schon wünscht ihr euch dort zu sein. So ähnlich ist das Gefühl, wenn man auf einer der zahlreichen Wetter Apps seine Lieblings-Angel-Region aufruft und beste Bedingungen für einen Ausflug dorthin sieht.

Wenig Wind und der auch noch auflandig. Wassertemperatur über 0 Grad. Leicht bewölkt und Nachmittag kommt die Sonne raus. Ich hasse den Windfinder!

 

 

Noch mehr hasse ich die Angewohnheit, mehrmals in der Woche die Wetterentwicklungen der Messstation in der Nähe meines Lieblings-Strand-Abschnittes aufzurufen. Warum hasse ich mich dafür? Weil ich meist mit diesen idealen Bedingungen nichts anfangen kann.

In der Woche nützen sie mir herzlich wenig, da komme ich eh nicht weg. Meist sind dann die kurzen Wochenenden schon verplant. Geburtstag hier, geplanter Besuch da. Einkaufen, Dinge erledigen oder weil auch das „Konkurrenzhobby“ gepflegt werden will. Und außerdem schlägt die Prognose Samstag auch wieder um. Typisch. Wieso soll man sich auch das Wochenende mit schönem Wetter verderben.

In diesen Momenten sind sie dann plötzlich wieder mehr als präsent. Sehnsüchte. Sie entwickeln sich dann in einer Art emotionalem Verschärfungsgrad:

Phase 1 – noch recht harmlos: Wie wäre es wohl näher dran zu wohnen?

Phase 2 – schon etwas aggressiver: Wie wäre es denn mal krank zu machen, nur einmal.

Phase 4 – der Verzweiflung nah: Wo würde ich denn jetzt stehen und welchen Köder benutze ich?

Phase 5 – kurz vor dem Zusammenbruch: Was für ein Drill?

Tagträume der schönsten Form, nur leider zur falschen Zeit. Bin ich über die  Phase 5 hinweg, dann ist der Tag so ziemlich gelaufen. Die bittere Wahrheit wird zur Geißel der Seele. Wenn die eigenen Einschränkungen einem so bewusst werden, ein unheilbares, psychologisches Desaster.

Niemand außer mir trägt die Schuld daran, dass ich jetzt nicht da sein kann, wo ich gerne sein würde. Ich kann es auf niemanden anderen schieben als auf mich selbst. Dieser, in anderen Situationen hervorragend funktionierende Mechanismus greift nicht. Mit dem Aufrufen der Wetterdaten habe ich die Büchse der Pandora geöffnet. Mich verfolgt dieser Frust dann so ein bis zwei Tage. In der schlimmsten Ausprägung fange ich sogar an, mehrmals in der Stunde die Wetterentwicklungen aufzurufen. Natürlich mit der Hoffnung sie werden sich verschlechtern und ich kann mich selber damit trösten, dass die Bedingungen eine mehrstündige Autofahrt nun nicht mehr rechtfertigen. Damit gerate ich allerdings in die nächste selbst geschaffene Zwickmühle.

 

 

Ich war so lange nicht dort und nun will ich es wirklich von den Fangaussichten abhängig machen, an den schönsten Ort dieser Region zu fahren? Wie will ich denn nun meine zahlreichen Ausflüge in der Vergangenheit rechtfertigen, die ohne Fisch endeten? Ich hätte mir ein neues Hobby suchen müssen, wenn das mein Antrieb wäre. Ich mache mir also was vor. Erfinde Ausreden und logische Argumentationen um meine Sehnsüchte zu vergessen. Aber es bleiben Sehnsüchte, eines der stärksten Gefühle überhaupt.

Ich habe mit der Zeit gelernt damit umzugehen. Das geht soweit, dass ich sie mir extra „erzeuge“ wenn ich das Gefühl habe, ich sollte mich an einen anderen Ort versetzen, um Abstand zu gewinnen von Dingen, die mir nicht gut tun. Der Griff zur WetterApp ist mein Anker zu einem besseren Gefühl geworden. Was ich dann erlebe ist…..

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